Wasserstoff als Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft
Author: Lena Straubinger
DEKRA auf der Hamburger Sustainability Conference und der World Hydrogen Week in Kopenhagen
Auf der Suche nach einem nachhaltigen Energieträger gewinnt Wasserstoff zunehmend an Bedeutung. Auf der Hamburger Nachhaltigkeitskonferenz und der World Hydrogen Week in Kopenhagen kamen Experten aus allen Branchen zusammen, um aktuelle Herausforderungen zu diskutieren. Wir haben die wichtigsten Themen zusammengefasst, die die Teilnehmer beschäftigten.
Weltweit stehen Unternehmen, die sich um mehr Nachhaltigkeit bemühen, vor verschiedenen Herausforderungen. Umweltziele und finanzielle Leistungsfähigkeit in Einklang zu bringen, ist anspruchsvoll, da nachhaltige Maßnahmen oft erhebliche Vorabinvestitionen erfordern. Außerdem müssen sich die Unternehmen mit komplexen Vorschriften und Branchenstandards auseinandersetzen, die von Region zu Region unterschiedlich sind. Die Umstellung auf umweltfreundlichere Betriebsabläufe kann zudem bestehende Lieferketten unterbrechen und eine Umschulung der Mitarbeiter erfordern. Trotz dieser Hürden lohnen sich die langfristigen Vorteile der Einführung nachhaltiger Prozesse wie Kosteneinsparungen, Verbesserung des Rufs und Zukunftssicherheit.
Die Zusammenarbeit und der ständige Austausch mit Vertretern der Industrie sind entscheidend für den Erfolg dieser Maßnahmen. Dadurch wird es möglich, Fachwissen zu teilen, Umweltprobleme anzugehen und gemeinsam innovative, nachhaltige Lösungen zu entwickeln - zuletzt geschehen auf der Hamburger Nachhaltigkeitskonferenz und der World Hydrogen Week in Kopenhagen.
Am 7. und 8. Oktober 2024 fand zum ersten Mal die Hamburg Sustainability Conference (HSC) statt. Sie ist eine neue globale Plattform mit Teilnehmern aus mehr als 70 Ländern, die sich auf die Beschleunigung des Fortschritts der UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) konzentriert. Organisiert von wichtigen Akteuren wie dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP), dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Stadt Hamburg, bringt die Veranstaltung politische Entscheidungsträger, Wirtschaftsführer und Vertreter der Zivilgesellschaft aus der ganzen Welt zusammen. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz gehörte zu den Hauptreferenten und unterstrich die Dringlichkeit gemeinsamer Maßnahmen zur Bewältigung globaler Herausforderungen.
Was braucht es, um den Übergang zu einer kohlenstoffneutralen Wirtschaft zu beschleunigen?
Zu den Hauptthemen der Konferenz 2024 gehörten unter anderem „grüne“ Finanzinnovationen, die Rolle von Blockchain in der Nachhaltigkeit, digitale ökologische Nachhaltigkeit und der verantwortungsvolle Einsatz von KI für die wirtschaftliche Entwicklung. Zu den beliebtesten und wichtigsten Themen gehörte: Wasserstoff, der mit seinem Potenzial zur Dekarbonisierung von Bereichen wie Verkehr und Industrie für eine nachhaltige Energiezukunft unverzichtbar wird.
Um das volle Potenzial von Wasserstoff zu erschließen, sind jedoch erhebliche Investitionen in die Produktion, Infrastruktur und Technologie erforderlich. Auf der Konferenz betonten die Fachleute die Notwendigkeit, private Investitionen zu fördern, insbesondere in Entwicklungsländern, in denen grüne Wasserstoffprojekte mit hohen Risiken und Kosten verbunden sind. DEKRA CEO Stan Zurkiewicz stimmt zu: „Wasserstoff ist ein Eckpfeiler der globalen Energiewende. Um sein Potenzial voll auszuschöpfen, müssen wir jedoch die Risiken, die private Investitionen erschweren, wirksam bewältigen und ein zuverlässiges, vertrauenswürdiges, sicheres und nachhaltiges Ökosystem aufbauen.“
Diskutiert wurden die wichtigsten Strategien zur Eindämmung dieser Risiken und zur Nutzung von Privatkapital und Innovationen für eine widerstandsfähigere Energiezukunft. Zu den weiteren Themen, die in Hamburg auf der Tagesordnung standen, gehörten Diskussionen über die Hamburger Charta. Diese betont die Notwendigkeit eines gerechten Übergangs zu einem emissionsfreien Verkehr, wobei der Schwerpunkt auf der Einbeziehung von Frauen und marginalisierten Gruppen in die Arbeitswelt liegt. Die Zusammenarbeit zwischen dem Privatsektor, Arbeitnehmerorganisationen und politischen Entscheidungsträgern sei entscheidend für die Förderung nachhaltiger Verkehrssysteme und die Schaffung von Arbeitsplätzen.
Auf der World Hydrogen Week 2024 in Kopenhagen, Dänemark, trafen sich mehr als 3.500 Wasserstoffspezialisten zu einer Woche voller intensiver Diskussionen, innovativer Präsentationen und Netzwerkveranstaltungen. Die Veranstaltung, die vom 30. September bis zum 4. Oktober stattfand, konzentrierte sich auf die Förderung der Rolle des Wasserstoffs bei der Energiewende. Zu den wichtigsten Höhepunkten zählten die Rückkehr des World Hydrogen Congress und der World Hydrogen Derivatives sowie die Premiere des „Innovate to Net Zero Summit“, der sich mit der Dekarbonisierung schwer abbaubarer Sektoren befasst.
Der Weg zu einer sicheren und skalierbaren Wasserstoffinfrastruktur
Im Mittelpunkt beider Veranstaltungen in Hamburg und Kopenhagen stand Wasserstoff als zentrales Element für den Übergang zu einer nachhaltigen Energiezukunft. Als sauberer, vielseitiger Energieträger hat er das Potenzial, verschiedene Sektoren zu dekarbonisieren, vom Verkehr bis hin zu Industrieprozessen. Auf der einwöchigen Veranstaltung in Kopenhagen wurde die Bedeutung von Wasserstoff bei der Dekarbonisierung von Industrie, Verkehr und Energie hervorgehoben und seine entscheidende Rolle bei der Erreichung der globalen Klimaziele unterstrichen. Im Verlauf der Woche spielten DEKRA Experten, darunter CEO Stan Zurkiewicz, Policy Manager Elija Leib und Vice President Hydrogen Economy Program Management, Dr. Christoph Flink, in Podiumsdiskussionen und Präsentationen eine wichtige Rolle. Sie betonten, dass Wasserstoff zwar ein enormes Potenzial birgt, sein Erfolg jedoch von einem soliden Risikomanagement, einer verstärkten internationalen Zusammenarbeit und der Entwicklung eines straffen Regulierungsrahmens abhängt. Diese Elemente seien entscheidend für den Aufbau eines sicheren, zuverlässigen und skalierbaren Wasserstoff-Ökosystems, das die globale Energiewende unterstützen kann. „Gemeinsam müssen wir sicherstellen, dass sowohl die physische als auch die digitale Infrastruktur von Wasserstoffprojekten im Hinblick auf Sicherheit und Skalierbarkeit optimiert sind“, sagt Stan Zurkiewicz abschließend.
Hinter den Kulissen - Was Sie über die aktuellen Wasserstoffentwicklungen wissen müssen
Wie lässt sich eine sichere und nachhaltige Nutzung von grünem Wasserstoff - sogenanntem Green Hydrogen – gewährleisten und welche Auswirkungen hat das? Diese zentrale Frage wurde zusammen mit den notwendigen Schritten zur Beschleunigung des Übergangs zu einer kohlenstoffneutralen Wirtschaft in einem Podiumsgespräch von Elija Leib erörtert. Dr. Christopher Flink thematisierte das Potenzial kohlenstoffarmer Wasserstoffoptionen wie Kernenergie und Erdgas mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) und ging der Frage nach, ob die Einbeziehung von blauem Wasserstoff neben grünen Alternativen einen nahtlosen und skalierbaren Übergang zu grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen ermöglichen könnte.
Green Hydrogen, also grüner Wasserstoff, wird eine entscheidende Rolle bei der Verringerung der Emissionen in energieintensiven Sektoren wie der Stahl- und Ammoniakproduktion spielen und gleichzeitig emissionsfreie Prozesswärme für die Papier- und Glasindustrie liefern. Darüber hinaus dient Wasserstoff als Treibstoff für emissionsfreie Fahrzeuge der nächsten Generation. Die Herstellung von sauberem Wasserstoff erfolgt durch Elektrolyse, wobei erneuerbare Energiequellen wie Wind- und Sonnenenergie genutzt werden. Es wird erwartet, dass die Wasserstoffproduktion bis 2030 wettbewerbsfähige Preise erreichen wird.
DEKRA konzentriert sich darauf, einen sicheren Übergang zu einer wasserstoffbasierten Wirtschaft zu ermöglichen und arbeitet aktiv daran, eines der ersten TIC-Unternehmen zu werden, das von der EU anerkannte Zertifizierungsdienstleistungen für grünen Wasserstoff anbietet. DEKRA bietet bereits ISCC+ Zertifizierungen für kreislauffähige und biobasierte Produkte, erneuerbare Energien, Lebensmittel, Futtermittel und Biokraftstoffe außerhalb des Rahmens der EU REDII- Richtlinie an.
- 20 Millionen Tonnen grüner Wasserstoff werden bis 2030 in der EU produziert oder importiert, so die Ziele von REPowerEU
- 9.700 Kilometer Wasserstoff-Pipelines sind im deutschen Kernnetz bis 2032 geplant
- Etwa 60 % der gesamten Leitungslänge wird durch die Umnutzung bestehender Erdgasleitungen realisiert
- 42 % des 2030 in der europäischen Industrie verwendeten Wasserstoffs müssen aus erneuerbaren Energien stammen. Dies sind verbindliche Nutzungsziele der Erneuerbare-Energien-Richtlinie, die der Europäische Rat im Jahr 2023 beschlossen hat.
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www.dekra.de/gruener-wasserstoff