Spielplätze: Spiel und Spaß mit Sicherheit

Author: Markus Strehlitz

21. Aug. 2024 Hinter den Kulissen

Sicherheit hat auf Spielplätzen hohe Priorität. Die geltenden Regularien kommen dabei auch mit den aktuellen Spielplatz-Trends zurecht. Experten nehmen Spielplätze genau unter die Lupe.

Wer Kinder hat, der weiß, welch große Anziehungskraft von Spielplätzen ausgeht. Eltern verbringen dort oft viele Stunde mit ihren Kleinen, die sich dann dabei voll austoben können. Doch Klettergerüste, Schaukeln oder andere Geräte können auch eine potenzielle Gefahr darstellen, wenn sie nicht sachgerecht installiert sind und nicht regelmäßig gewartet werden.
Die gute Nachricht: Es gibt klare Regularien, die Gefährdungen verhindern. Spielplatzgeräte unterliegen dem Produktsicherheitsgesetz. Konkrete Anforderungen für den sicheren Betrieb finden sich in DIN EN 1176, die unter anderem eine Inspektion nach der Errichtung der Geräte sowie eine jährliche Hauptinspektion durch eine unabhängige und sachkundige Person vorsieht. In Deutschland kann dies durch so genannte qualifizierte Spielplatzprüfer nach DIN 79161erfolgen.
Hinzu kommen die DIN 18034, die sich auf den Platz selbst, Freiflächen zum Spielen und Abgrenzungen zu anderen Bereichen bezieht, sowie die DIN EN 1177, die für die Spielplatzböden gilt. Die Anforderungen sind europaweit einheitlich. DIN EN 1176 und 1177 sind schließlich europäische Normen.

DEKRA Experten sorgen für die Einhaltung der Regularien

Sachverständige wie die qualifizierten Prüfer von DEKRA sorgen dafür, dass die Regularien eingehalten werden: Sie nehmen etwa bei der vorgeschriebenen jährlichen Inspektion den Spielplatz genauestens unter die Lupe. Und diese Arbeit ist umfangreich. So prüfen die Experten zum Beispiel, an welchen Stellen die Gefahr des Hängenbleibens mit Körperteilen besteht, wo etwa harte und kantige Teile im Fallbereich ein Verletzungsrisiko darstellen oder ob der Platz vor und hinter der Schaukel korrekt ist. Unter anderem wird dabei auch geprüft, ob Holzpfosten morsch oder faul sind. Das Material Holz liegt schließlich auch auf dem Spielplatz im Trend.
Auch die Beschaffenheit des Bodens wird begutachtet – etwa um zu erkennen, ob dieser noch ausreichend Fallschutz bietet. Darüber hinaus wird auch das Umfeld inspiziert – etwa hinsichtlich phototoxischer Pflanzen. So werden Pflanzen bezeichnet, die unter dem Einfluss von Sonnenlicht bei Hautkontakt zu starken Hautentzündungen führen können.
Dass den Prüfern die Arbeit nicht langweilig wird, dafür sorgen die Spielplätze selbst. Sie wandeln sich ständig im Laufe der Zeit. So kommen zum Beispiel immer wieder neue Geräte dazu, die geprüft werden müssen – wie zum Beispiel Sprunggeräte. Gerne werden auch Fitnessgeräte in Grünflächen und Parks installiert. Diese sind eher Sportgeräte und unterliegen anderen Vorschriften, wie Romuald Barysch, Sicherheitsexperte bei DEKRA, erklärt. Werden diese Fitnessgeräte zusammen mit Spielplatzgeräten aufgestellt, müssen sie jedoch auch die Spielplatznorm erfüllen.

Die Architektur von Spielplätzen ist unterschiedlich

Romuald Barysch berichtet, dass die Prüfung eines Spielplatzes eine komplexe Angelegenheit sein kann. Herstellern wird in der Gestaltung von Spielplatzgeräten weitgehend freie Hand gelassen, sofern die Sicherheitsstandards eingehalten werden. Daher kann die Architektur von Spielplatzgeräten stets unterschiedlich gestaltet sein. „Das Spektrum reicht vom einfachen Sandkasten bis zur riesigen Spielburg mit etlichen Auf- und Abgängen. Und auch Eigenbauten sind möglich“, sagt Barysch.
Doch diese Komplexität lasse sich auch mit den geltenden Normen gut bewältigen. „Letztlich geht es darum, das Schutzziel der Norm im Auge zu behalten“, so Romuald Barysch. „Wichtig ist, dass auch Eigenbauten diese Anforderungen erfüllen müssen.“
Auch das Thema Inklusion ist auf dem Spielplatz angekommen. So ist in der DIN 18034 etwa die Barrierefreiheit geregelt. Generell seien Spielplätze heutzutage viel integrativer gestaltet, so der Experte.
Insgesamt ist das Sicherheitsniveau auf deutschen Spielplätzen laut Romuald Barysch gut. Das entsprechende Bewusstsein der Betreiber sei gewachsen. „Es hat sich einiges getan“, sagt er. „Die Betreiber kommen den Verpflichtungen nach und achten verstärkt darauf, die entsprechenden Prüfungen und Wartungen durchzuführen.“
Trotzdem rät der Prüf-Experte Eltern dazu, sich einen Spielplatz genau anzuschauen. Dabei sollten sie etwa auf offensichtliche Gefahrenquellen wie zum Beispiel Glasscherben, fehlende oder offensichtlich beschädigte Geräteteile achten. Auf jedem Spielplatz müssen Hinweisschilder mit Kontaktdaten vorhanden sein. Werden gravierende Mängel festgestellt, kann so der Betreiber kontaktiert werden.
Laut Romuald Barysch ist aber nicht jedem Betreiber eines Spielplatzes bewusst, dass er entsprechenden Verpflichtungen unterworfen ist. „Ich habe schon Plätze gesehen, bei denen ich mir nicht vorstellen kann, dass diese geprüft werden“, berichtet der DEKRA Experte. Doch das Spektrum an Spielplätzen, für die die Normen gelten, ist groß. Dazu zählen nicht nur solche, die von Städten oder Gemeinden betrieben werden und zum Beispiel in Parks zu finden sind. Auch Spielplätze in Kitas, Schulen, Freibädern, Baumärkten, Shopping-Malls oder in gastronomischen Einrichtungen gehören dazu. „Das sind alles Bereiche, die öffentlich zugänglich sind“, sagt Romuald Barysch. „Und insofern gelten auch für diese die gleichen Rechtsgrundlagen.“ Das schließe auch Flächen im Wohnumfeld ein, die einen gemeinsam genutzten Spielplatz haben, der ebenfalls öffentlich zugänglich ist.

Anforderung an den Betreiber eines Spielplatzes

Wer also einen solchen öffentlich zugänglichen Spielplatz anlegt, sollte sich vorab intensiv Gedanken zum sicheren Betrieb machen oder sich gegebenenfalls beraten lassen. Schließlich sind die Anforderungen an den Betreiber nicht trivial. Für jeden einzelnen Platz muss organisiert werden, wann, wie und durch wen der Spielplatz kontrolliert und gewartet werden muss. Neben der Erstinspektion und der jährlichen Hauptinspektion sind weitere Kontrollen erforderlich, die in der Regel durch den Betreiber selbst durchgeführt werden.
Doch trotz der vorhandenen Anforderungen weist Romuald Barysch darauf hin, dass es keine hundertprozentige Sicherheit geben kann. „Es muss immer ein gewisses ‚Risiko‘ vorhanden sein, damit ein Gerät noch einen Spielwert hat. Ansonsten wird es dem Kind zu langweilig und der Spielplatz wird nicht genutzt.“ Schließlich ist es auch für die Entwicklung eines Kindes wichtig, bestimmte Herausforderungen in einem geschützten Rahmen zu überwinden.
Geräte seien in der Regel so gestaltet, dass ein Kind auch an bestimmten Stellen fallen darf, erklärt Romuald Barysch. Dann müsse aber natürlich der Platz so gestaltet sein, dass es in den Sand auf oder auf einen dämpfenden Boden fällt. Es gilt also, die richtige Balance aus Sicherheit und Risiko zu finden, damit ein Spielplatz seine anziehende Wirkung auf Kinder behält.
Weitere Informationen
Alles rund um die Spielplatzprüfung, Abläufe und Regularien finden Sie hier: www​.dekra​.de/spielplatzpruefung