Sicher im Straßenverkehr: Mehr Licht!

Author: Joachim Geiger

30. Okt. 2024 Sicherheit im Verkehr / Automobil

Eine gut funktionierende Beleuchtung am Fahrzeug ist für den Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer ein Plus an Sicht und Sichtbarkeit. Sicherheitsaktionen im Herbst zeigen jedoch regelmäßig, dass es damit nicht immer zum Besten steht. DEKRA Unfallforscherin Stefanie Ritter erklärt, warum sich die Sorge ums richtige Fahrzeug-Licht für alle lohnt.

„Sicherheit im Straßenverkehr ist immer auch eine Frage der Sichtbarkeit jedes einzelnen Verkehrsteilnehmers“, weiß die Unfallforscherin. Vor allem für Fahrten in Dämmerung und Dunkelheit seien Autofahrer gut beraten, die Beleuchtung ihrer Fahrzeuge bestmöglich in Schuss zu halten. „Wer mit defekter Lichtanlage fährt, provoziert vor allem im Herbst und im Winter gefährliche Situationen und Unfälle“, erklärt die DEKRA Expertin. Tatsächlich sind in dieser Jahreszeit immer wieder Blender, Einäugige und Dunkelmänner auf den Straßen unterwegs, was Verkehrssicherheitsaktionen in Ländern wie Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Österreich regelmäßig ans Licht bringen.
Eine der größten Veranstaltungen dieser Art ist die Aktion Licht-Test in Deutschland, die seit fast 70 Jahren stets im Oktober vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) und der Deutschen Verkehrswacht (DVW) durchgeführt wird und an der landauf landab Werkstätten, aber auch DEKRA Niederlassungen einen Gratis-Check der Beleuchtungseinrichtungen anbieten. Die Bilanz dieser Aktionen stellt Autobesitzern ein durchwachsenes Zeugnis aus: Die Statistik zum Licht-Test 2023 belegt, dass mehr als jeder vierte Pkw (27,4 Prozent) mit Mängeln an der Beleuchtung unterwegs war. Den Spitzenplatz in der Mängelstatistik nehmen mit 18,7 Prozent die Hauptscheinwerfer ein. Dass ein Scheinwerfer komplett ausfällt, ist zwar eher die Ausnahme (3,4 Prozent); dafür liegt der Anteil der Fahrzeuge mit zu hoch eingestellten Scheinwerfern immerhin bei 8,5 Prozent, mit zu niedrig eingestellten Scheinwerfern bei 7,7 Prozent.

Das Abblendlicht ist bei Dunkelheit die wichtigste Sehhilfe für den Fahrer

„Wer die Beleuchtungsanlage regelmäßig prüft, fährt deutlich sicherer“, sagt Unfallforscherin Stefanie Ritter. Ein korrekt eingestelltes Abblendlicht leuchte die Fahrbahn gut aus und ermögliche es, Fußgänger und Radfahrer auf der Straße, aber auch andere Fahrzeuge und Hindernisse frühzeitig zu erkennen. Das Abblendlicht ist gewissermaßen die wichtigste Sehhilfe des Fahrers in Dämmerung und Dunkelheit – logisch also, dass bei einem defekten Scheinwerfer die gute Sicht nach draußen eingeschränkt wird. Aber nicht nur das: Ein „Einäugiger“ wird vom Gegenverkehr schlechter oder als vermeintliches Motorrad wahrgenommen. Auch eine falsche Einstellung der Frontscheinwerfer kann unerwünschte Folgen haben. Sind die Leuchten zu niedrig eingestellt, geht das auf Kosten von Sicht und Sichtweite, weil sich der ausgeleuchtete Bereich vor dem Fahrzeug entsprechend reduziert. Zu hoch eingestellte Scheinwerfer wiederum können die ungehinderte Sicht für den Gegenverkehr massiv durch Blendung beeinträchtigen. Besonders gefährlich kann das bei Dunkelheit oder Regen werden. „Im Blendschleier geht für den geblendeten Fahrer der Kontrast verloren. Er kann neben der Lichtquelle oft nichts mehr erkennen und daher nicht auf Fußgänger oder Fahrzeuge am Straßenrand reagieren“, erklärt die DEKRA Expertin.

Diffuse Lichtverhältnisse können die Sensoren einer Lichtautomatik überfordern

Eine optimale Beleuchtung ist auch für den Fahrer eine Lebensversicherung. Schließlich ist eine Nachtfahrt wegen der hohen Konzentration, der schlechten Sichtverhältnisse und der Blendung durch den Gegenverkehr häufig Stress für die Augen. Die Lichtanlage kann dieses Handicap zumindest ein Stück weit ausgleichen. Vor allem moderne Autos mit automatischem Abblendlicht können dem Fahrer das Leben etwas leichter machen, weil die Automatik bei einsetzender Dämmerung das Abblendlicht selbstständig aktiviert. Und wenn Regen, Nebel oder Schneefall die Sicht behindern? Dann muss zwingend mit Licht gefahren werden. Allerdings sind die Sensoren einer Lichtautomatik mit diffusen Lichtverhältnissen, wie sie auch bei Nebel oder einer Einfahrt in einen Tunnel auftreten können, häufig überfordert: Die Automatik reagiert dann oft nur verspätet oder gar nicht. In diesen Fällen muss der Fahrer das Licht manuell einschalten.

In Herbst und Winter sorgt das Abblendlicht bei Tag für bessere Sichtbarkeit

Ein Plus an Sicherheit ist das Abblendlicht an trüben Tagen in Herbst und Winter, wie DEKRA Expertin Stefanie Ritter erklärt: „Wenn Autofahrer auch tagsüber das Abblendlicht einschalten, ist das eigene Fahrzeug für andere besser zu erkennen – das Risiko, übersehen zu werden, sinkt.“ Andererseits braucht auch eine gut funktionierende Beleuchtung eine gewisse Fürsorge. Bei der Fahrt über herbstliche oder winterliche Straßen können Scheinwerfer und Rückleuchten nämlich schnell zu Schmutzfängern werden – die Fahrzeuge sind dann für andere Verkehrsteilnehmer schlechter sichtbar. Die Problemlösung ist kein Hexenwerk: „Eine kurze Sichtprüfung vor Fahrtbeginn und ein feuchter Lappen für die Reinigung können die Sicherheit deutlich verbessern“, sagt Unfallforscherin Stefanie Ritter.
Eine gute Beleuchtung kann schwere Unfälle mit Fußgängern vermeiden
Wie das Statistische Bundesamt in seiner Analyse „Straßenverkehrstote in der EU“ ausführt, häufen sich vor allem in der dunklen Jahreszeit die tödlichen Unfälle von Fußgängern. Die aktuelle Unfallstatistik für Deutschland für das Jahr 2023 weist wiederum nach, dass Dämmerung und Dunkelheit eine für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer problematische Zeit darstellen: Fast ein Drittel aller Unfälle mit Getöteten haben sich zu dieser dunklen Tageszeit zugetragen. Das schwächste Glied in der Unfallkette sind die Fußgänger, die im Dunklen unfallträchtigsten Straßen sind Landstraßen und Autobahnen. „Eine funktionierende und eingeschaltete Beleuchtung der Fahrzeuge ist daher enorm wichtig, um solche Unfälle zu vermeiden, sagt Unfallforscherin Stefanie Ritter. „Allerdings sind alle Verkehrsteilnehmer – Fahrzeuglenker ebenso wie Fußgänger – dazu aufgefordert, für mehr Sicherheit zu sorgen: Die Fußgänger können durch helle Bekleidung und retroreflektierende Elemente ihre Sichtbarkeit deutlich verbessern.“
Checkliste: Fahrzeugbeleuchtung
  • Das Abblendlicht ist die wichtigste Lichtquelle eines Autos. Es leuchtet die Fahrbahn aus und hilft dem Fahrer, Hindernisse frühzeitig zu erkennen. Ein defektes oder falsch eingestelltes Abblendlicht kann Sicht und Sichtbarkeit deutlich einschränken.
  • Scheinwerfer sollten optimal eingestellt sein, damit der Gegenverkehr in der dunklen Jahreszeit nicht unnötig geblendet wird. Beim Licht-Test werden auch die Einstellungen der Frontscheinwerfer überprüft. Dies umfasst die Kontrolle, ob die Scheinwerfer zu hoch oder zu niedrig eingestellt sind.
  • An trüben Tagen in Herbst und Winter haben Autofahrer ein Sicherheitsplus, wenn sie auch tagsüber das Abblendlicht einschalten. Das eigene Fahrzeug ist dann für andere besser zu erkennen – damit sinkt das Risiko, übersehen zu werden. Behindern Regen, Nebel oder Schneefall die Sicht, muss auch am Tag mit Licht gefahren werden.
  • Begrenzungsleuchten (Standlicht) und Tagfahrlicht sind kein Ersatz für das Abblendlicht. Spätestens bei einsetzender Dämmerung heißt es sofort: Licht an. Nur wer von anderen gut gesehen wird, ist sicher unterwegs.
  • Die Lichtautomatik ist eine praktische Komfort-Funktion. Allerdings darf sich der Fahrer nicht darauf verlassen, dass sie unter allen Bedingungen perfekt funktioniert. Bei schlechten Sichtverhältnissen am Tag sollte man das Abblendlicht daher zur Sicherheit von Hand einschalten.
  • Das Fernlicht dient dazu, die Sichtweite in der Nacht zu erhöhen. Es leuchtet die Fahrbahn weiter aus als das Abblendlicht und ermöglicht dadurch eine bessere Sicht bei schlechten Lichtverhältnissen und auf unbeleuchteten Straßen. Auf Straßen mit ausreichender Beleuchtung muss das Fernlicht ausgeschaltet bleiben. Blenden Sie rechtzeitig ab, wenn ein Fahrzeug entgegenkommt oder mit geringem Abstand vorausfährt.
  • Wenn Ihr Fahrzeug mit einer Fernlichtautomatik ausgestattet ist, sollten Sie damit rechnen, dass diese entgegenkommenden Fahrzeuge nicht immer erkennt – in diesem Fall müssen Sie das Fernlicht manuell ausschalten.
  • Bei Nebel hilft das Fernlicht nichts. Im Gegenteil: Es wird tausendfach gebrochen und reflektiert zum Fahrer zurück. Die Nebelscheinwerfer verbessern die Sicht nur unmittelbar vor dem Fahrzeug. Generell gilt auch hier das Sichtfahrgebot – Autofahrer müssen innerhalb der überschaubaren Strecke anhalten können.
  • Nebelschlussleuchten sind ein wichtiges Sicherheitselement in Fahrzeugen, das bei Nebel oder stark eingeschränkter Sicht die Sichtbarkeit des Fahrzeugs für nachfolgende Verkehrsteilnehmer verbessert. Werden Sie jedoch bei normalen Sichtverhältnissen oder leichtem Nebel eingeschaltet, können Sie andere Verkehrsteilnehmer stark blenden.
  • Sie sollten deshalb nur eingeschaltet werden, wenn die Sichtweite unter 50 Metern liegt und die Geschwindigkeit maximal 50 Stundenkilometer beträgt. Wird die Sicht wieder besser, sollten Nebelschlussleuchten ausgeschaltet werden, um nachfolgende Fahrer nicht zu blenden. In Ländern wie Deutschland sind solche Empfehlungen sogar Pflicht.
  • Bei beladenem Fahrzeug die Höhenregulierung der Scheinwerfer anpassen, um den Gegenverkehr nicht zu blenden.
  • Rücklicht und Bremslicht sind für die Kommunikation mit den nachfolgenden Fahrzeugen unerlässlich. Ein Ausfall der Leuchten erhöht das Risiko von Auffahrunfällen erheblich.
  • Achten Sie auf die Sauberkeit der Fahrzeugbeleuchtung. Schmutz auf Scheinwerfern, Rückleuchten, Blinkern und Bremsleuchten kann Sicht und Sichtbarkeit beeinträchtigen.