Oldtimer selbst restaurieren
Selbst Schrauben am eigenen Klassiker
Wer hat ihn nicht, den Traum vom eigenen Oldtimer? Entspannte Sonntagsausflüge im eleganten Klassiker und ein surrender Motor der alten Tage unter der Haube. Doch für viele ist es vielmehr der Weg zum Ziel, die Restaurierung und Reparatur des Fahrzeugs, was den Reiz eines eigenen Oldies ausmacht – und Lust auf ein neues Hobby weckt. Denn fühlt es sich nicht besser an, zu wissen, dass der Wagen mit den eigenen Händen neu erschaffen, auf Vordermann gebracht und wieder fahrtüchtig gemacht wurde? Wer seinen Klassiker selbst restaurieren möchte, muss jedoch einiges beachten.
Traumwagen gefunden – und jetzt?
Egal ob Scheunengold, ein guter Fund in den Kleinanzeigen oder durch Freundes Freunde – wer nach einem Fahrzeug zum Restaurieren sucht, wird früher oder später fündig. In welchem Zustand der Wagen ist, wie viel Zeit, Mühe und auch Geld in einen Klassiker gesteckt werden muss, ist anfangs nicht immer klar. Bevor Sie sich ans Eingemachte machen und die Karosserie auseinandernehmen, sollten erstmal alle Informationen zum Fahrzeugtyp, der Mechanik, etwaiger fehlender oder defekter Teile, Schäden usw. eingeholt werden. Auch ist es überaus nützlich, ein gutes Allgemeinwissen zu Kraftfahrzeugen zu besitzen.
Vor einer solchen Oldie-Restaurierung sollten Sie sich einen klaren Überblick darüber verschaffen, wie viel Zeit, Budget und Platz Sie für das Projekt investieren können. Und es stellt sich die Frage, wie viel Eigenleistung Sie erbringen möchten, ob es sich um eine Komplettrestaurierung handelt, oder um Reparaturen.
Je nachdem, in welchem Zustand sich der Wagen befindet, wenn Sie ihn erwerben, sind zudem Werkzeuge und Ausrüstung nötig – hinzu kommen ein geeigneter Raum, um das Fahrzeug, wenn nötig, auseinander zu bauen, und genügend Platz, um Reparaturen vorzunehmen. Neben den üblichen Gerätschaften aus dem Hobbykeller, wie z. B. Schraubendreher, Drahtbürsten oder Wagenheber, werden in manchen Fällen auch Werkzeuge wie Schweißgerät, Motorkran und Motorständer gebraucht. Diese lassen sich nach Bedarf mieten, eine Anschaffung ist daher nicht unbedingt nötig. Auch hier ist es unabdingbar, sich zunächst mit den Geräten vertraut zu machen, sowie Tipps und Informationen bei Fachkundigen einzuholen, bevor mit der Restaurierung begonnen wird. Für die Aufbereitung von Lack, Leder und anderen Oberflächen im und am Wagen sind zudem verschiedene Pflege- und Reinigungsmittel nötig – diese können im Fachhandel erworben werden.
Übung macht den Meister
Sich ohne Vorerfahrung an ein großes Projekt, wie ein Classic Car oder Oldtimer aus den 50er oder 60er Jahren zu wagen, trauen sich manche wohl zu – jedoch ist es immer ratsam, sich bereits vor einer Autorestaurierung an kleineren Maschinen auszuprobieren und sich die Finger schmutzig zu machen. So bekommen Sie auch ein Gefühl für den Umgang mit Elektronik und Maschinenteilen und laufen sich warm für Ihr eigentliches Oldie-Projekt. Außerdem können Sie dadurch besser einschätzen, welche Arbeiten Sie sich selbst zutrauen, und welche Sie an Menschen vom Fach abtreten wollen.
Durch die Arbeit mit einem Probeprojekt können Sie auch besser einschätzen, wie viel Zeit Sie eventuell in eine Restaurierung investieren müssen – das kann zwischen 1000 und 1500 Stunden benötigen und zieht sich daher über einige Zeit.
Am Anfang steht die Restaurierung – was ist zu tun?
Je nachdem, in welchem Zustand sich Ihr klassisches Fahrzeug befindet, handelt es sich um eine Teil- oder Vollrestaurierung. Bei einer Teilrestaurierung ist das Fahrzeug noch fahrtüchtig. Hier sind es vor allem „Schönheitsmakel“ wie die Lackierung, Sitzbespannung oder das Aufbereiten von Lenkrad und Armaturen, die Aufmerksamkeit benötigen. Neben den auszubessernden sichtbaren Makeln gehören zu einer Teilrestaurierung ebenfalls die Erneuerung der Bremsen und des Radlagers, das Überholen des Getriebes und des Motors sowie die Karosserie auszubeulen. Diese Arbeiten fallen im Gegensatz zu einer Vollrestaurierung zwar eher klein aus, bedenken Sie aber, dass sie alle paar Jahre wiederholt werden müssen. Befindet sich Ihr Klassiker grundsätzlich in einem schlechten Zustand, so empfiehlt es sich, eine Vollrestaurierung vorzunehmen – hierbei sollten Sie unbedingt darauf achten, originale Bauteile zu verwenden, sodass der ursprüngliche Charakter Ihres alten Schätzchens nicht verloren geht. Zur Vollrestaurierung gehören neben der kompletten Demontage des Fahrzeugs, die Erneuerung der Schläuche und Kabel sowie den Innenraum zu entkernen. Alle Teile sollten von Ihnen gereinigt, repariert oder ausgetauscht werden.
„Rollende Restaurierung“ vs. „Frame-Off-Restaurierung“
Für die Vollrestaurierung Ihres klassischen Fahrzeuges bedarf es grundsätzlich etwas handwerkliches Geschick – denn schon kleinste Fehler mindern den Fahrzeugwert. Sind Sie sich also nicht sicher, ob Sie die Vollrestaurierung selbst vornehmen können, so wenden Sie sich an eine Fachwerkstatt, die zum einen das Knowhow besitzt und zum andern im Zweifel auch weiß, wo Sie die entsprechenden originalen Ersatzteile herbekommt. Entscheiden Sie sich für die Fachwerkstatt, so werden Ihnen dort die folgenden zwei Begrifflichkeiten begegnen: die „rollende“ und die „Frame-Off“- Restaurierung. Bei ersterer werden schlicht einige Teile repariert oder erneuert, Ihren Oldie können Sie in dieser Zeit weiterhin nutzen. Der Werkstatt-Experte arbeitet sich demnach von „einer Ecke zur nächsten“ vor. Bei der „Frame-Off“-Restaurierung muss das gesamte Fahrzeug auseinandergenommen werden. Aber Achtung: Nehmen Sie sich grundsätzlich vor der Restaurierung die Zeit für ein individuelles Beratungsgespräch; denn um Ihren Klassiker wieder in den eigentlichen Originalzustand zu versetzen, ist oft eine Komplettrestaurierung nötig, die nicht selten den Wert Ihres Fahrzeuges übersteigt.
Ersatzteile und wo sie zu finden sind …
Zunächst müssen Sie sich gründlich darüber informieren, welche Teile genau für Ihr Klassiker-Modell benötigt werden. Oft scheint es auf den ersten Blick nicht ganz einfach zu sein, an die richtigen Ersatzteile für den Wagen zu kommen. Da machen sich viele Gedanken, und sorgen sich um das weitere Vorgehen: „Wer kann mir hier weiterhelfen?“, „Gibt es dieses Ersatzteil noch?“, oder „Wie viel wird das kosten?“. Jedoch gibt es einige Anlaufstellen, wo nachgehakt werden kann.
Ersatzteile für Youngtimer sind häufig noch einfach zu finden; diese sind oft auch kostengünstiger als Teile von älteren klassischen Fahrzeugen. Generell stellt sich hier auch die Frage, welche Teile verwendet werden können, sollte ein Original nicht zu finden sein.
Ein erster Anlaufpunkt ist eine gründliche Internetrecherche in Fachforen sowie das Durchforsten von Kleinanzeigen in Fachmagazinen für Oldtimer und Autorestaurierung. Hier gibt es gebündeltes Expertenwissen und hilfreiche Informationen zu Restaurierungsthemen.
In der Oldtimer-Szene und somit auch im Netzwerk der Klassiker-Restauratoren herrscht ein reger Austausch rund um das Thema Ersatzteile und Elektronik – und das zu allen möglichen Auto-Modellen. Hier können Informationen gut untereinander ausgetauscht werden und das Wissen und die Erfahrung der Oldtimer-Freunde helfen bei der eigenen Restaurierung sicher weiter.
Auch Oldtimer-Märkte und Messen bieten die Möglichkeit, sich mit anderen Enthusiasten klassischer Fahrzeuge und Hobby-Restauratoren auszutauschen und Ersatzteile zu begutachten. Oft sind bei solchen Treffen auch Fachhändler vor Ort, die eine spezifische Auswahl an Autoteilen zu bieten haben.
Gebündeltes Wissen zu bestimmten Automarken und Klassikern bieten auch Markenclubs. Diese haben sich komplett der Erhalt und Pflege bestimmter Fahrzeuge verschrieben und wissen alles was nötig ist. Sie kennen sich aus mit den spezialisierten Händlern, die die benötigten Ersatzteile besorgen und welche Teile alternativ verwendet werden können – auch von anderen Modellen. Wenn es darum geht, die Autoteile für die Restaurierung wieder aufzubereiten, können in den Markenclubs ebenfalls die nötigen Informationen zu den dafür benötigten Spezialbetrieben eingeholt werden.
Je nachdem wie alt der Oldtimer ist und um welche Marke es sich handelt, kann auch beim Hersteller selbst nach Ersatzteilen gefragt werden. Die Chancen auf Erfolg liegen hier zwar nicht immer hoch, doch vor allem, wenn es sich um bekannte Klassiker handelt, und um eine geschichtsträchtige Marke, ist es keine schlechte Idee, sich an die Hersteller zu wenden. Diese halten so ihre eigene Tradition am Leben, und arbeiten auch oft mit ihren eigenen Markenclubs zusammen – manche bieten sogar eine Ersatzteil-Nachfertigung.
Was macht einen Oldie zum Oldie?
In der Fachwelt findet man viele Definitionen, die einen „Oldtimer“ von anderen Fahrzeugen abgrenzen. So erläutert z. B. der Duden den Begriff Oldtimer als „altes, gut gepflegtes Fahrzeug (besonders Auto) mit Sammler- oder Liebhaberwert“. Die Definition des Oldtimer-Weltverbands FIVA geht noch mehr ins Detail: „Ein historisches Fahrzeug, ist ein mechanisch angetriebenes Fahrzeug, das mindestens 30 Jahre alt ist, das in einem historisch korrekten Zustand erhalten und gewartet wird, dessen Nutzung nicht auf täglichen Transport ausgerichtet ist und wegen seines technischen und historischen Wertes bewahrt wird“.
Doch welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden, damit Ihr Schätzchen zum anerkannten Oldie wird und sich mit einem H-Kennzeichen schmücken darf? Neben der 30-Jahr-Grenze, und der Originalität spielt der Pflege- und Erhaltungszustand eine wichtige Rolle, der sich von „normalen, alten“ Fahrzeugen unterscheiden soll. So sollten gemäß § 2 Nr. 22 FZV (Fahrzeugzulassungsverordnung) die Hauptbaugruppen an den ehemaligen Originalzustand angelehnt sein und Nachrüstungen, die getätigt werden, dürfen den ursprünglichen Charakter des Fahrzeuges nicht beeinträchtigen. Eine bestimmte Mindest-Zustandsnote gibt es hier allerdings seit der Richtlinien-Anpassung in 2011 nicht mehr. Neu ist seitdem, dass ein Fahrzeug trotzdem das H-Kennzeichen bekommen kann, auch wenn es seiner Zeit nicht zugelassen wurde. Aktuell zählt das Kraftfahrt-Bundesamt ca. eine Million Fahrzeuge, die 30 Jahre oder älter sind. 60 % von ihnen besitzen das H-Kennzeichen (Stand 01.01.2021).
Ein altes Auto wird also nicht selbstverständlich zum historischen Fahrzeug, sondern muss bestimmten Kriterien standhalten. Ist die Erlangung des Status Oldtimers in Verbindung mit dem H-Kennzeichen aber geglückt, so dürfen mit diesem Fahrzeug auch innerorts Umweltzonen befahren werden.
Oldie-Technik und ihre Tücken
Die Elektronik eines Klassikers wieder auf Vordermann zu bringen, ist oft keine leichte Aufgabe. Wer sich nicht mit der Technik auskennt, hat häufig Probleme damit, die Funktionen einzelner Komponenten wiederherzustellen, den Motor zu reparieren oder diesen einzubauen. Je jünger ein historisches Fahrzeug ist, umso mehr Elektronik wurde über die Jahre auch eingebaut. Mit dieser Komplexität der Fahrzeuge umzugehen, erfordert eine gründliche Recherche, Zeit und Aufwand.
Hilfreich sind vor allem Marken- oder Oldtimerclubs, denn sie besitzen häufig Schaltpläne und Stücklisten für die Elektronik, die bei der eigenen Restaurierung helfen können. Um auf Nummer sicher zu gehen, ist es ratsam, sich an Leute vom Fach zu wenden. Erfahrene Elektroniker bzw. Mechatroniker und Techniker kennen sich von Berufswegen bereits mit Automechaniken aus und können zu dieser Thematik mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Sicherheit geht vor – nachrüsten beim Oldtimer
Kein Fahrer käme wohl auf die Idee, mit seinem Klassiker schneller als erlaubt durch die Gegend zu düsen. Wohl wird stets großer Wert darauf gelegt, überaus vorsichtig mit dem bejahrten Wagen umzugehen und dementsprechend auch vorsichtig zu fahren. Doch kann es immer zu Unfällen kommen – wenn auch unverschuldet.
Das endet häufig nicht nur für das Fahrzeug unschön, auch Fahrer und weitere Passagiere können dabei Schaden nehmen. Denn viele Klassiker besitzen aufgrund ihres Alters nicht die Sicherheitsausstattung moderner Fahrzeuge, wie beispielsweise Airbags, Gurtstraffer, Antiblockiersystem oder Kopfstützen.
Auch Sicherheitsgurte, heute gar nicht mehr wegzudenken, sind in manch alten Modellen nicht vorhanden. Durch die 1976 eingeführte Anschnallpflicht sind Gurte in Fahrzeugen selbstverständlich, und dadurch auch in historischen Fahrzeugen ab den 60er und 70er Jahren vorhanden. Um den eigenen alten Klassiker sicherer zu machen, ist ein Gurtnachrüsten daher äußerst empfehlenswert.
Auch unter der Motorhaube kann es sicherer gemacht werden: Das Bordnetz eines Wagens ist für die Stromversorgung sowie den Informationsfluss zwischen Steuergeräten und Fahrzeugkomponenten zuständig. Davon werden beispielsweise auch die Scheinwerfer versorgt. Klassiker, die bis in die 50er Jahre gebaut wurden, besitzen häufig noch 6-Volt-Bordnetze. Heutzutage sitzt dagegen ein 12-Volt-Teil im Wageninneren.
Viele Oldtimer-Besitzer und -Restauratoren legen viel Wert auf die Originalität ihrer Klassiker, sichtbar wird diese Aufrüstung zu einem leistungsstärkeren Bordnetz jedoch lediglich bei der Batterie, die im Vergleich zur 6-Volt-Version sechs statt drei Zellen-Stopfen hat. Durch ein modernes 12-Volt-Bordnetz wird die Elektronik im Wagen leistungsfähiger; das zeigt sich z. B. in der Helligkeit der Scheinwerfer. Außerdem macht dieses zeitgemäße Bordnetz die Möglichkeit, weiteres Zubehör wie Navigationsgeräte, aber auch Unfallmeldestecker und Diebstahlwarnanlagen anzuschließen – weitere Schutzmaßnahmen für die bejahrten Klassiker.
Eine solche Nachrüstung ist äußerlich am Fahrzeug nicht sichtbar, erhöht jedoch deutlich die Sicherheit für Wagen und Fahrer.
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