Prüfzeichen: Sicherheit mit Brief und Siegel

Author: Michael Vogel

13. Nov. 2024 Testing and certification of products / Quality management

Prüfzeichen garantieren Schutz für Sicherheit und Gesundheit. Allerdings sorgt beispielsweise die in Europa weitverbreitete CE-Kennzeichnung, die nicht immer mit einer unabhängigen Prüfung durch Dritte einhergeht, immer wieder für Missverständnisse.

Sie sind auf Spielzeug, auf Maschinen, auf Zahnbürsten oder auf Küchenmaschinen zu finden: Zertifikate und Prüfzeichen. Sie bescheinigen, dass das gekennzeichnete Produkt bestimmte Sicherheits- und Qualitätskriterien erfüllt und eine sichere Nutzung gewährleistet ist. In Europa dürfte „CE“ (Conformité Européenne, europäische Konformität) zu den bekanntesten Symbolen gehören, denn dieses Siegel ist zwingend vorgeschrieben, falls jemand ein Produkt auf den europäischen Binnenmarkt bringen will. Gerade in Deutschland ist auch das GS-Zeichen für „geprüfte Sicherheit“ bekannt. Es signalisiert ausreichenden Schutz für Gesundheit und Sicherheit bei der Nutzung des so gekennzeichneten Produkts. Es ist das einzige Prüfzeichen in Europa, dessen Vergabe sogar gesetzlich geregelt ist. Allerdings ist es im Gegensatz zur CE-Kennzeichnung freiwillig in der Anwendung.
„Richtige Prüfzeichen werden immer durch einen unabhängigen Dritten überwacht“, erklärt Oliver Brumm, Geschäftsführer der DEKRA Testing & Certification GmbH. „Das kann zum Beispiel das GS-Zeichen sein oder zum Beispiel das ENEC-Zeichen, das vor allem im Bereich Lichtprodukte Anwendung findet. Aber es können auch Eigenprüfzeichen sein, wie sie von verschiedenen Organisationen angeboten werden, auch seitens DEKRA.“

Europäische Prüfsiegel – das CE Symbol

Gerade hinsichtlich der CE-Kennzeichnung kommt es bei Laien immer wieder zu Missverständnissen. Für viele Produkte genügt es nämlich, wenn der Hersteller oder der Händler (rechtlich: der Inverkehrbringer) selbst bescheinigt, dass das besagte Produkt den grundlegenden Sicherheitsanforderungen aller relevanten europäischen Richtlinien entspricht. Daher geht die CE-Kennzeichnung immer mit einer Konformitätserklärung des Herstellers einher und drückt diese Verantwortung für das Produkt durch das Piktogramm aus. „Sie ist eher ein Verwaltungskennzeichen als ein Prüfzeichen“, stellt Brumm klar. „Allerdings gibt es Produktgruppen, bei denen für eine CE-Kennzeichnung zwingend eine Prüfung durch Dritte erfolgt sein muss.“ Beispiele dafür sind Medizinprodukte sowie bestimmte Produkte der persönlichen Schutzausrüstung, etwa FFP2-Masken oder Maschinen mit hohem Risiko, etwa Kreissägen. Aber auch Schnellkochtöpfe erfordern nach der Richtlinie eine unabhängige Prüfung.
„Für Laien ist jedoch im Allgemeinen nicht erkennbar, ob das CE-Zeichen bei einem bestimmten Produkt allein auf der Konformitätserklärung des Inverkehrbringers beruht oder tatsächlich auch eine externe Prüfung erforderlich war“, stellt Brumm klar. Zweifellos sei die Einführung des CE-Zeichens im europäischen Binnenmarkt damals ein wichtiger Fortschritt gewesen, denn davor habe es keine einheitlichen Regelungen zu Prüfungen und Anforderungen gegeben.

Prüfzeichen für den Schutz vor Cybergefahren

Künftig wird das CE-Zeichen auch für Cybersicherheit stehen, wie der Rat der Europäischen Union im Oktober 2024 beschlossen hat. Betreffen wird dies alle internetfähigen Hardware-Produkte – etwa App-gesteuerte Kaffeemaschinen, Smartwatches oder Babyphones. Der Übergangszeitraum beträgt drei Jahre. Spätestens dann signalisiert das CE-Zeichen auch, dass vernetzte Produkte einen hinreichenden Schutz vor Cybergefahren gewährleisten. „Der Schritt ist sinnvoll“, urteilt Brumm. „Es ist normal, dass mit neuen technischen Entwicklungen auch neue Risiken einhergehen. Da CE für ein ausreichendes Mindestmaß an Sicherheit steht, darf die Bevölkerung erwarten, dass ein gekauftes Produkt auch cybersicher ist.“

So werden Prüfzeichen vergeben

Als Prüforganisation deckt DEKRA ein ganzes Spektrum an Prüfzeichen und Zertifizierungen ab. Die Spanne reicht von Prüfungen zur CE-Kennzeichnung über Prüfzeichen für diverse Weltregionen zur elektrischen Sicherheit und elektromagnetischen Verträglichkeit bis hin zu Zertifizierungen für Batterien. Der Prozess für eine Erteilung ist immer ähnlich.
Ausgangspunkt ist ein Unternehmen, das „ein Schutzziel definiert. DEKRA als benannte Stelle sorgt dann dafür, dass dieses Schutzziel transparent anhand von Prüfkriterien erreicht wird, unter Berücksichtigung von Normen und rechtlichen Bestimmungen“, so Brumm. Anhand eines strukturierten Prozesses erfasst DEKRA die Ist-Situation und schlägt dann die erforderlichen Prüfungen vor beziehungsweise nennt die gesetzlich vorgeschriebenen Prüfungen. Je nach Prüfzeichen ist auch eine fertigungsbegleitende Prüfung über die Laufzeit des Prüfzeichens nötig. „Dabei geht es darum, Drift in der Fertigung rechtzeitig zu erkennen“, erklärt Brumm. Denn oft schleichen sich Widersprüche zu den Angaben, die zum Prüfzeichen führten, im Lauf der Zeit durch Änderungen bei den verwendeten Materialien, Zulieferfirmen oder Fertigungsprozessen ein. Die regelmäßige Kontrolle einer Fertigung durch einen Dritten steuert dem entgegen.
Übrigens führt nicht jede Erteilung eines Prüfzeichens zwingend dazu, dass ein Unternehmen dieses auch nach außen sichtbar auf seinen Produkten verwendet. „Das kann bei Markenherstellern der Fall sein, die für ihre Produkte ausreichend Vertrauen aufgebaut haben und die Erlangung des Prüfzeichens mehr als zusätzliche Qualitätssicherung verstehen“, nennt Brumm ein Beispiel. Umgekehrt sei es aber auch so, dass gerade Hersteller von No-Name-Produkten solche Prüfzeichen „als Beruhigung“ nutzten: „So signalisieren sie sowohl den Aufsichtsbehörden als auch den Verbraucherinnen und Verbrauchern, dass ihr Produkt die sich aus europäischen und nationalen Verordnungen und Richtlinien ergebenden Anforderungen erfüllen, oder womöglich diese – wie im Falle des GS-Zeichens – sogar in bestimmten Bereichen übertreffen.“
Das DEKRA Siegel
DEKRA vergibt ein eigenes Prüfzeichen. Es bescheinigt Unternehmen, Produkten oder Personen, dass sie nachweislich definierte Standards erfüllen, zum Beispiel in punkto Sicherheit, Qualität oder Nachhaltigkeit. Das DEKRA Siegel ist dabei ein Nachweis von neutraler Seite. Auf ihm ist angegeben, ob eine bestimmte Norm ganz oder teilweise geprüft wurde. Manchmal werden Schlagworte zur Beschreibung der Prüfkriterien verwendet. Die detaillierten Beschreibungen und zugrundeliegenden Normen der Schlagworte sind über die Siegelsuche von DEKRA zu finden: https://search​.dekra-siegel​.de . Dort lässt sich auch prüfen, ob ein DEKRA Siegel echt ist.