Ein Käfer auf Eis-Fahrt
Eine Anekdote von Lutz Karrenbauer
Schnee und Eis sind normalerweise alles andere als gerngesehene Witterungsbedingungen für Autofahrer. Besonders Oldtimer vermeiden das kalte Nass unter allen Umständen. Ganz anders für Lutz Karrenbauer aus Jesteburg und seinen VW-Käfer in silbermetallic: Bei eisigen Temperaturen und in schneebedeckter Umgebung laufen die beiden erst so richtig warm. Die Herausforderung einer winterlichen Umgebung – das ist ihr Antrieb. Während der Eis-Rallyes in Schweden 2018 und 2020 haben sie dabei ganz schön viel Schnee aufgewirbelt.
Herr Karrenbauer ist VW Käfer-Fahrer aus Leidenschaft. Aus seinem Alltag ist der Klassiker mit den charakteristischen Rundungen nicht mehr wegzudenken. Die Faszination mit dem Kultfahrzeug begann schon in seiner Jugend, erzählt er. Damals war es sein Traum, einen Rallye-Käfer aus den 70er Jahren zu fahren. Dies blieb eine Zeit lang auch nur eine Jugendfantasie – bis er vor einigen Jahren in den Niederlanden auf einen wahren Glücksfund stieß: ein verrostetes Modell eines VW Käfer 1302 LS von 1970. Für den erfahrenen Ingenieur war es kein Problem, das Gefährt wieder auf Vordermann zu bringen, und in einen waschechten Rallye-Käfer zu verwandeln.
Anfang der 70er Jahre wollte Porsche Salzburg (Importeur von Volkswagen in Österreich) dem VW Käfer ein sportlicheres Image verschaffen und so fand das heutige Kultauto seinen Weg in den europäischen Rallye-Sport. Die leistungsgesteigerten VW 1302 S und VW 1303 S mit ihrer bekannten silber-schwarzen Lackierung fuhren daraufhin nach dem damaligen Rallye-Reglement der Gruppe 2 und landeten auf vielen Fahrten auf den Rängen 2 bis 10 – konnten aber auch oft die ersten Plätze belegen.
Die Motoren dieser Rallye-Wagen hatten einiges auf dem Kasten. Mit 120 PS bei 6000 1/min, also 1584 cm³ und 76 PS pro Liter Hubraum, waren ihre Literleistungen an VW-Maßstäben gemessen erstaunlich, entsprachen aber auch dem Porsche-Serienwert. Zwar erreicht die Drehmoment-Kurve der VW Käfer Rallye-Wagen erst bei 5000 Touren ihr Maximum von 135Nm, dennoch düst der Motor bei 2000 1/ min los wie ein Büffel. Ein Alutank mit 70 Litern Inhalt ersetzte das kleinere Seriengefäß.
Mit Rallyes kennt sich Herr Karrenbauer aus: Schon mehrmals nahm er hobbymäßig an solchen Fahrten teil – damals noch mit seinem VW Polo. Er war stets mit viel Begeisterung dabei, auch wenn der große Erfolg ausblieb. Mittlerweile ist er fast in Rente, doch das Käfer-Fieber lässt den Auto-Enthusiasten nicht los. Zwischenzeitlich fuhr er auch Autos mit V8 Motoren, z.B. einen Ford Mustang, aber nichts ging über seinen luftgekühlten VW Käfer, zu dem er immer wieder zurückfand.
Mit seinem verwandelten Rallye-Käfer nahm er 2018 und 2020 schließlich an der Eis-Rallye für luftgekühlte Fahrzeuge in Schweden, nördlich von Östersund, teil. Gemeinsam mit seiner Tochter Annika holte er und sein Käfer dort tatsächlich auch eine Platzierung!
Die Eis-Fahrt ist eine fahrerische Herausforderung: Umgeben von Schnee und Eis sind die Gegebenheiten ganz anders als man es von festen, nicht rutschigen Straßen aus Asphalt gewohnt ist. Noch dazu wurde die Rallye auf zugefrorenen Seen ausgetragen. Doch gerade das macht für Herrn Karrenbauer den Reiz aus – nicht umsonst warb VW damals für die Luftkühlung des Käfers mit den Worten „Luft kocht nicht, Luft friert nicht“. Eis und Schnee sind kein Problem für den Wagen, denn gute Traktion auf den winterlichen Oberflächen sowie zuverlässiges Anspringen gehören zu den hervorragenden Eigenschaften des Autoklassikers.
Der VW Rallye-Käfer hat dennoch kleine Makel, die ein Liebhaber und Käfer-Fan wie der Karrenbauer jedoch gerne in Kauf nimmt: Die Konstruktion der Heizung führt häufig dazu, dass den Fahrern gleichwohl immer auch der Erfrierungs- oder Erstickungstod drohte. Empfindlichkeit konnte man sich da natürlich nicht leisten: Scheibe heiß, Füße Eis hieß es meist. Doch dennoch bleibt Karrenbauer seinem Rallye-Käfer treu und düst mit ihm weiterhin über die Straßen – oder die Eispiste, bei der nächsten Eis-Fahrt.
Als Fachmann für VW Fahrzeuge und BMW-Motorräder ist Lutz Karrenbauer bereits seit 25 Jahren für Oldtimer bei DEKRA Classic Services zuständig. Auch in den Bereichen H-Kennzeichen und Bewertung übt er mit Expertise und langjähriger Arbeitserfahrung seine Tätigkeit aus, die 1986 zunächst als Prüfer, dann als Gutachter bei DEKRA begann. Gemeinsam mit seinen Kollegen nimmt er sich mit fachlichem Know-how den betagten Klassikern an und DEKRA Classic Service Kunden wissen: Hier sind ihre Oldies in guten Händen.
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