DEKRA präsentiert Verkehrssicherheitsreport 2022 in Brüssel
Kommissarin Valean: „Alle Maßnahmen aus dem Instrumentarium einsetzen“
EU-Verkehrskommissarin Adina Valean plädiert für einen vielseitigen Ansatz in dem Bemühen, die Verkehrssicherheit und insbesondere die von jungen Menschen zu verbessern. „Um die Zahl der Verkehrstoten und Schwerverletzten bis 2030 zu halbieren, müssen wir alle Maßnahmen aus dem Instrumentarium der Verkehrssicherheit einsetzen: Schulung und Aufklärung, Durchsetzung der bestehenden Vorschriften und zunehmend auch technologische Fortschritte“, sagte die Kommissarin bei der Vorstellung des DEKRA Verkehrssicherheitsreports 2022 „Mobilität junger Menschen“ in Brüssel. „Auf diese Weise können wir Leben retten, auch das von jungen Menschen, deren Sterblichkeitsrate im Straßenverkehr unverhältnismäßig hoch ist.“
- Für junge Fahrer: Aufklärung, Sanktionen, technologischer Fortschritt
- Junge Menschen haben deutlich erhöhtes Unfallrisiko
- Technischer Zustand der genutzten Fahrzeuge bleibt wichtiges Thema
Um aufzuzeigen, wie wichtig auch ein guter technischer Zustand von Fahrzeugen ist, hat DEKRA in seinem Technology Center am DEKRA Lausitzring mehrere Fahrversuche durchgeführt. Dabei zeigte sich wieder, dass insbesondere ein stabiler Kontakt zwischen Reifen und Fahrbahn – unabhängig von Wetter und Fahrbahnzustand – unabdingbar ist. Denn nur dann ist gewährleistet, dass auch Assistenzsysteme wie ABS oder ESP wirksam arbeiten können. Angesichts der Tatsache, dass viele junge Fahrerinnen und Fahrer vor allem aus finanziellen Gründen sehr häufig mit älteren Fahrzeugen unterwegs sind, bleibt die periodische Fahrzeugüberwachung somit ein ganz zentrales Element für die Verkehrssicherheit. „Die Folge von Alterung, Verschleiß, oftmals fehlendem Bewusstsein für technische Mängel sowie Sparen bei Reparatur und Wartung ist: Ältere Pkw weisen in der Regel wesentlich häufiger erhebliche Mängel auf und stellen damit ein größeres Unfallrisiko dar als jüngere Fahrzeuge“, gab Fehlauer bei der Präsentation des Reports zu bedenken.
- Besonders gefährliche Verhaltensweisen wie Alkohol und Drogen am Steuer, Ablenkung etwa durch das Smartphone oder übermäßige Geschwindigkeitsüberschreitungen müssen konsequent kontrolliert und geahndet werden.
- Für Fahranfänger sollte überall ein absolutes Alkoholverbot am Steuer gelten. Die Erfahrungen in verschiedenen Ländern, unter anderem in Deutschland, belegen die Wirksamkeit.
- Der Verbreitungs- und Nutzungsgrad etwa von telematikgestützten Feedback-Systemen sollte erhöht werden.
- Junge männliche Fahranfänger stellen ein weit überdurchschnittliches Risiko für sich und andere dar. Diese Gruppe muss bei der Verkehrssicherheitsarbeit besonders in den Fokus gerückt werden – auch schon vor Beginn der Fahrausbildung.
- Der mehrstufige Erwerb der Fahrerlaubnis hat sich vielerorts bewährt und sollte daher in weiteren Ländern eingeführt werden.
- Nur eine von Fahrschulen unabhängige, transparente, standardisierte und qualitativ hochwertige theoretische und praktische Prüfung zum Erwerb der Fahrerlaubnis gewährleistet den nötigen Qualitätsstandard bei der Fahrausbildung.
- Bereits während der Fahrausbildung sollte der Umgang mit Fahrerassistenzsystemen und automatisierten Fahrfunktionen vermittelt, aber auch die Grenzen dieser Systeme deutlich gemacht werden. Im Idealfall sollte der sichere Umgang mit diesen Systemen auch Teil der Fahrerlaubnisprüfung werden.
- Die praktische Fahrausbildung sollte im Hinblick auf Straßencharakteristik (innerorts, schmale Landstraßen, Autobahn) und Lichtverhältnisse (Nachtfahrten) in allen Ländern möglichst umfassend gestaltet werden.
- Angesichts der Tatsache, dass viele junge Menschen auf Landstraßen tödlich verunglücken, muss beim Neubau oder bei entsprechenden straßenbaulichen Veränderungen das oberste Ziel die selbsterklärende Straße mit fehlerverzeihender Seitenraumgestaltung sein.
- Die Funktionsfähigkeit mechanischer und elektronischer Komponenten von Systemen der Fahrzeugsicherheit muss über das gesamte Fahrzeugleben hinweg gewährleistet sein. Die Inhalte der periodischen Überwachung von Kraftfahrzeugen sind entsprechend regelmäßig anzupassen.