Nachhaltigkeit im Kfz-Gewerbe
Das ESG-Programm für Werkstätten und Autohäuser
Der Handlungsdruck für nachhaltiges Wirtschaften im Automobilsektor steigt. Betroffen sind zunehmend auch die kleineren und mittlere Betriebe in der Wertschöpfungskette. Das DEKRA ESG Assessment bietet eine praktikable und verlässliche Unterstützung.
Das Kraftfahrzeuggewerbe steht vor einer beispiellosen Herausforderung. Ab 2035 werden in der EU nur noch Neuwagen mit emissionsfreien Verbrennungsmotoren zugelassen. Bis 2050 strebt die EU über mehrere CO2-Reduktionsschritte die Klimaneutralität im gesamten Wirtschaftsraum an. Deutschland plant, bereits ab 2045 keine CO2-Emissionen mehr zu emittieren. Die nachhaltige Transformation wird die Wertschöpfungsketten im gesamten Verkehrssektor neu ausrichten. Allein das Kfz-Gewerbe in Deutschland umfasst 36.170 Autohäuser und Reparaturwerkstätten. Die rund 430.000 Mitarbeitende, davon 90.000 Auszubildende, erwirtschaften nicht nur über 200 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. Die Betriebe sind auf dem Weg zur Dekarbonisierung außerdem ein wichtiges Scharnier zwischen den Herstellern (OEM) und Kunden.
Während Energieeffizienz und CO2-Reduktionen noch im Mittelpunkt nachhaltigen Wirtschaftens stehen, kommen zunehmend die Auswirkungen des ökologischen und sozialen Fußabdrucks in den Lieferketten auf dem Prüfstand. Ein weiterer Nachhaltigkeitsaspekt ist die Konformität mit den umfassenden regulatorischen Anforderungen. Beispiel Datenschutz in der E-Mobilität: Je tiefgreifender die Steuerungs-, Regel und Überwachungsfunktionen für die digitale Vernetzung werden, desto wichtiger ist auch die durchgängige Informations- und IT-Sicherheit über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs. Auch bei der nachhaltigen Sicherheit übernehmen die Werkstätten als Serviceanbieter und Ausbildungsstätte eine wichtige Funktion.
Allein die drei Aspekte – Dekarbonisierung, Cyber-Sicherheit, Qualifizierung – zeigen, welche Wirkungsmöglichkeiten das Kfz-Gewerbe beim nachhaltigen Umbau des Verkehrssektors hat. Die Betriebe sind deshalb gut beraten, ihre individuellen Risiken und Stärken sowie die Branchen- und Kunden-Anforderungen hinsichtlich der Nachhaltigkeit nicht nur zu kennen, sondern auch offenzulegen. Als Richtschnur hierfür haben sich die drei ESG-Dimensionen etabliert: Environmental, Social und Governance bzw. Umweltschutz, Sozialstandards und (gute) Unternehmensführung. Mittlerweile sprechen aber auch die Banken bei Kreditverhandlungen vermehrt Informationen zur Nachhaltigkeit an. Dies war 2023 bereits bei 45 Prozent der größeren Mittelständler (ab 50 Mitarbeitenden) insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe der Fall (Sonderbefragung KfW Research 2023).
ESG-Berichtspflichten ziehen weite Kreise
Ursprünglich stammen die Berichtspflichten zu nicht-finanziellen Faktoren aus dem Kapitalmarkt. Dort sind Großunternehmen, Versicherungen und Banken seit 2017 in der EU verpflichtet, ihre Entwicklungen in den Bereichen Umwelt- und Klimaschutz, Personal und Unternehmensführung gemäß der Non-Financial Reporting Directive (NFRD) offenzulegen. Die NFRD wurden von der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) 2023 abgelöst. Sie bildet den rechtsverbindlichen Rahmen für die Nachhaltigkeits-Berichterstattung, der bis 6. Juli 2024 in Deutschland in nationales Recht umgesetzt wird. Zusätzlich wird das hiesige Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) mit der CSRD verknüpft, um vor allem doppelte Berichtspflichten zu vermeiden.
Durch die CSRD als regulatorischer Rahmen wird sich der Anwenderkreis deutlich ausweiten: von Unternehmen mit öffentlichem Interesse, über bilanzrechtliche Großunternehmen bis hin zu kapitalmarktorientierten Kleinen und Mittleren Unternehmen (KMU). Ab 2026 werden dann die meisten KMU – unabhängig von Börsennotierung und ab 250 Beschäftigten – über die Auswirkungen ihres Geschäfts auf ökologische und soziale, gesellschaftliche Belange gemäß CSRD strukturiert berichten müssen.
Aus der direkten Berichtspflicht folgt für viele kleinere Geschäftspartner in den Lieferketten eine indirekte Berichtspflicht. So sind die bilanziell eher kleineren Werkstätten und Autohäuser zwar nicht direkt von den Offenlegungsstandards betroffen. Doch im stark regulierten Automobilsektor werden Hersteller und größere Auftraggeber zunehmend einfordern, dass auch das Kfz-Gewerbe Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte berücksichtigt. Zudem werden die berichtspflichtigen Groß-Unternehmen und Banken verstärkt solche ESG-Informationen bei ihren Geschäftskunden abfragen, die sie in ihrer eigenen ESG-Berichterstattung offenlegen müssen.
Insgesamt will die Regulatorik Investoren und Interessensgruppen einen breiteren Zugang zu relevanten und vergleichbaren ESG-Informationen ermöglichen. Zukunftsgerichtete Aussagen zur Nachhaltigkeit und die damit verbundenen Risiken und Chancen eines Betriebs oder Geschäftsmodells sollen objektiv und nachvollziehbar beurteilt werden können.
Zur weiteren Konkretisierung der Berichterstattung durch die CSRD werden zusätzlich die zwölf branchenübergreifenden European Sustainability Reporting Standards (ESRS Set 1) verpflichtend. Sie regeln, wie im Rahmen der CSRD zu berichten ist. Die ESRS – mit bis zu 1.100 Datenpunkten (Kennziffern, Angaben zu Zielen, Prozessen, Strategien u.a.) – gelten als weltweit umfangreichste Regelwerk für die Berichterstattung zur Nachhaltigkeit.
Die ESG-Bewertung für Reparaturwerkstätten und Autohäuser
Angesichts der regulatorischen Komplexität bietet das DEKRA ESG Assessment speziell für Reparaturwerkstätten, Autohäusern, Karosserie- und Lackierbetrieben einen praktikablen und verlässlichen Schnellstart in das Nachhaltigkeitsmanagement. Durch die leicht zugängliche unabhängige Bewertung auf Basis der drei ESG-Dimensionen werden die Potenziale erkennbar und für das Marktumfeld transparent. Die Bewertung ist über vier Stufen aufgebaut und bei jedem Reifegrad eines Betriebs anwendbar.
- I. Teilnehmer: Für Einsteiger, um die wichtigsten optimierungsfähigen Bereiche zu identifizieren. Das Ergebnis ist ein Aktionsplan, der Möglichkeiten zur Verbesserung aufzeigt.
- II. Silber: Betrachtet werden wesentliche Handlungsfelder hinsichtlich Dekarbonisierung, Kreislaufwirtschaft und Aspekte zur Unternehmensführung. Der Betrieb kann die Ergebnisse validieren und Maßnahmen optimieren.
- III. Gold: Eine umfassende Bewertung auf Basis zentraler Prinzipien der ESG-Standards. Beispiel das Prinzip der „Doppelten Wesentlichkeit“ (CSRD): Betrachtet werden sowohl externe Einflussfaktoren auf den Betrieb als auch die Einflüsse der Geschäftstätigkeit auf Gesellschaft und Umwelt. Das Ergebnis ist ein Startplan, um messbare Meilensteine zu entwickeln.
- IV. Platin: Diese Stufe deckt sämtliche ESG-Aspekte der Geschäftstätigkeiten von Kfz-Werkstätten und Autohäusern ab. Der Betrieb erlangt ein vollständiges Bild, um auf Basis geltender Standards konforme Maßnahmen zur Steigerung der ESG-Leistung umzusetzen.
Die bisherigen Assessments zeigen, dass die Werkstätten aufgrund ihrer regionalen Verwurzelung bereits häufig in der gesellschaftlichen, sozialen Nachhaltigkeit (Sportvereine, Caritas, Freiwillige Feuerwehr etc.) engagiert sind. Das DEKRA ESG Assessment berücksichtigt darüber hinaus in allen Stufen die drei ESG-Handlungsfelder Umweltschutz, Sozialstandards, Unternehmensführung, wenn auch unterschiedlich detailliert. Folglich sind die Betriebe in der Lage, mit einem umfassenden Ansatz wesentliche Nachhaltigkeitsmerkmale zu identifizieren und auf den Betrieb zu übertragen, indem sie beispielsweise Abfälle und Emissionen reduzieren, Mitarbeitende am Arbeitsplatz schützen und einen positiven Einfluss auf das betriebliche Umfeld ausüben.
Fazit: Die Reparaturwerkstätten und Autohäuser sind zunehmend von den ESG-Anforderungen der stark regulierten Automobilbranche und des Kapitalmarkts betroffen. Der Handlungsdruck für nachhaltiges Wirtschaften steigt, was infolge der rechtlichen Anforderungen entlang der drei ESG-Dimensionen mittlerweile sehr komplex ist. Für die Praxis ist es daher wichtig: den Fokus auf die wesentlichen Faktoren und die eigene Beeinflussbarkeit legen. Hierbei unterstützt das DEKRA ESG Assessment mit folgenden Ergebnissen:
- Das ESG Assessment bewertet die Geschäftsstrategie, den Reifegrad nachhaltiger Aktivitäten und unterstützt bei der Festlegung von Zielen.
- Die Potenziale und Risiken der Nachhaltigkeit werden sichtbar und anhand von Best Practices in Aktionspläne für optimierte Prozesse umgesetzt.
- Die verbessert Umwelt- und Sozialleistung steigert die Kundenbindung und Reputation.
- Die Konformität mit geltenden ESG-Standards stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und die Flexibilität der Betriebsführung gegenüber dynamischen Marktanforderungen.
- Die Grundlagen für ein transparentes ESG-Reporting werden gelegt.