Unternehmen auf dem Prüfstand der Nachhaltigkeit
Verantwortung

Unternehmen auf dem Prüfstand der Nachhaltigkeit

Für über zwei Drittel der Beschäftigten ist es „wichtig“ oder „sehr wichtig“, in einem nachhaltigen Unternehmen zu arbeiten. Das zeigt die forsa-Befragung von DEKRA im Arbeitssicherheitsreport 2023. Dies bestätigt den Trend, dass mittlerweile Stakeholder immer genauer hinschauen, wie nachhaltig ein Unternehmen als Arbeitgeber, Marktteilnehmer, Lieferant oder Investor agiert.

Mit Bezug auf Unternehmens-Nachhaltigkeit kommt es seit einiger Zeit zu einem bemerkenswerten und sehr wirksamen Zusammentreffen verschiedener Aspekte und Perspektiven:
Investoren verstehen ihre weitreichende Verantwortung und drücken diese immer stärker so aus, dass sie ihr Geld in Unternehmen investieren wollen, die einen positiven Beitrag für die Umwelt und Gesellschaft erbringen oder zumindest einen ambitionierten Plan haben, negative Auswirkungen Schritt für Schritt zu verringern. Dazu wählen sie ihre Portfolios gezielt aus und beeinflussen Strategien und Unternehmenspolitiken zum Beispiel über Gesellschafterversammlungen.
Der US-amerikanische Finanzdienstleister MSCI hat beispielsweise in einer Studie über 53 Unternehmen aus dem MSCI AWCI Investable Markets Index (MMI) herausgefunden, dass Investoren vermehrt ihre Zustimmung verweigerten, wenn Unternehmensstrategien nicht im Einklang mit weltweiten Zielen zum Klimawandel standen. Konkret verdreifachte sich der Anteil der Ablehnungen bei Abstimmungen in nur einem Jahr von 3,1 Prozent der Stimmen (2021) auf 9,6 Prozent (2022). Es gilt, diese bemerkenswerte Dynamik weiter zu beobachten.
Jüngste Erhebungen haben zudem gezeigt, dass bei Kaufentscheidungen Nachhaltigkeits- und Umweltentscheidungen einen immer größeren Einfluss haben. So steigt die Relevanz für Kaufentscheidungen beispielsweise bei heutigen Baby-Boomern (Alter: 59 bis 77 Jahre) von durchschnittlich 47 Prozent auf fast 60 Prozent bei den sogenannten Kern-Millennials (Alter: 33 bis 36 Jahre). Diese Entwicklung bezieht sich dabei sowohl auf die Produkte und Dienstleistungen an sich als auch auf die Unternehmen, die hinter den Produkten stehen. Damit verändern sich für Unternehmen teilweise dramatisch die Kundenanforderungen, da sie sich auch vermehrt für die Lieferketten und auch die nicht direkt produktbezogenen Eigenschaften verantworten müssen und dies über direkte Kaufentscheidungen der Kunden zu spüren bekommen.
Ein dritter Aspekt sind gewerbliche Kundenanforderungen in den Lieferketten. Durch die beschriebenen steigenden Anforderungen der Investoren, Kunden und Gesetzgeber werden auch im B2B-Geschäft die Erwartungen an die Lieferanten erhöht.
Ein weiterer Punkt sind konkrete und steigende Anforderungen an (potenzielle) Arbeitgeber. Beschäftigte in Deutschland ziehen in der Bewertung von Arbeitgebern auch Themen der Nachhaltigkeit immer stärker in ihre Entscheidungen ein. Hierbei hat die DEKRA Umfrage durch forsa ergeben, dass zwar 56 Prozent der Arbeitgeber großen oder sehr großen Wert auf Nachhaltigkeit legen, aber 71 Prozent der Mitarbeitenden die Unternehmensnachhaltigkeit des Arbeitgebers als wichtig oder sogar sehr wichtig bezeichnen. Hier besteht also bereits heute eine signifikante Lücke zwischen Erwartungshaltung und Realität.
Die Wichtigkeit nimmt dabei mit steigendem Alter leicht zu (von 68 Prozent in der Altersgruppe 18–34 Jahre auf 74 Prozent in der Altersgruppe 55–65 Jahre). Bemerkenswert ist, dass kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) eine deutlich größere Diskrepanz zwischen Stellenwert und Erwartungen der Mitarbeitenden aufweisen als große Unternehmen. Große Unternehmen sind hier also offenbar effektiver in der Positionierung von Nachhaltigkeit als Stellenwert.
Der fünfte und letzte Aspekt sind steigende und sehr konkrete regulatorische Anforderungen an Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit, inklusive der Themen Arbeits- und Gesundheitsschutz und der rechtlichen Verantwortung für die Einhaltung von Sozialstandards bis in die Lieferkette.
Durch das Zusammentreffen der genannten Aspekte kommt es weltweit zu Veränderungen mit enormer Wucht. Davon betroffen sind alle Industrien und Unternehmensgrößen. Wurde eine aktive nachhaltige Unternehmensentwicklung früher teilweise als „optional“, „Unterscheidungsmerkmal“, „Branding“-Strategie angesehen, ist sie heute ganz klar ein Teil der Unternehmensstrategie und Eingangsvoraussetzung für erfolgreiches unternehmerisches Handeln.
DEKRA Arbeitssicherheitsreport 2023 – Download
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